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KULToUR Nr. 1: A – wie Aschersleben

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Wo liegt Aschersleben? Diese Frage ist heute (fast) berechtigt. Wenn man allerdings bedenkt, dass Aschersleben die erste Stadt Sachsen-Anhalts ist, die urkundlich erwähnt wurde – angeblich 748 – und Herrschaftsgebiet der Askanier als Wiege Anhalts war, lohnt sich ein Besuch doch. So werben Reiseführer mit der gut erhaltenen Stadtmauer,  deren Wachtürmen und Stadttoren und der mittelalterlichen Innenstadt. Für die Internationale Bauausstellung Stadtumbau Sachsen-Anhalt und die Landesgartenschau 2010 wurde saniert, restauriert, umgebaut, gepflanzt, gestaltet. Die Ergebnisse kann man im Vorharzstädtchen Aschersleben immer noch erleben und bewundern.

Und der erfolgreiche Künstler der Neuen Leipziger Schule Neo Rauch war in Aschersleben aufgewachsen und schenkte seiner Heimatstadt einige seiner Grafiken.

Aber weshalb nahmen sechs Schülerinnen, begleitet von Frau Poenicke und Frau Pahlow am Sonntag, dem 09.Oktober 2022 ab 7.42 Uhr den weiten Weg vom Bahnhof Jessen nach Aschersleben auf sich?

Seit 2015 dürfen Lernende aus Sachsen-Anhalt an Sommerkursen der Neo-Rauch-Grafikstiftung teilnehmen, bei denen Künstler zusammen mit den Teilnehmenden mit grafischen Verfahren und Techniken experimentieren. Die entstandenen Werke werden immer im September und Oktober in der Grafikstiftung ausgestellt. Und auch in diesem Sommer nahmen wieder zwei Schülerinnen des Gymnasiums Jessen an den Workshops in den Sommerferien teil und arbeiteten in „Aquatinta und Zuckertusche“.

Am 09.10.2022 wurde die diesjährige Ausstellung eröffnet, und die jungen Künstlerinnen und Interessierte waren eingeladen, an einer fachkundigen Führung durch die aktuelle Neo-Rauch-Ausstellung „Der Bestand – Druckgrafik seit 1988“ und die Workshopausstellung teilzunehmen.

Ebenfalls in Sommerkursen dürfen alljährlich vier bis fünf internationale junge Künstler:innen im Rahmen eines Stipendiums für drei Monate die Ateliers der Stiftung kostenfrei nutzen. Die während dieser Zeit entstandenen Werke können ebenfalls besichtigt werden und manchmal kann man mit den anwesenden Künstlern ins Gespräch kommen.

Unsere kleine Reisegruppe kam an diesem frühherbstlichen sonnigen Tag nach einer langen, aber entspannten Zugfahrt gegen 10.30 Uhr am Bahnhof Aschersleben an. Gegenüber dem Bahnhofsgebäude empfing uns die Herrenbreite, ein Park, der für die LAGA 2010 umgestaltet worden war. An Springbrunnen, Skulpturen, goldgelb gefärbten Ahornbäumchen, abenteuerlich aussehenden Spielplatzbauten und natürlich Grünflächen, Rabatten und Beeten vorbei ging es zum Bestehornpark und zur Grafikstiftung.

Auf dem geführten Rundgang im riesigen Gebäude wurden uns Neo Rauchs Bildmotive, Techniken und seine künstlerische Entwicklung erklärt, wir erfuhren, wie die Stiftung arbeitet, wie die diesjährige Workshoptechnik funktioniert, also auch, was Zuckertusche ist und welche Effekte damit erreicht werden können und das geheimnisvolle düstere Logo der Grafikstiftung Neo Rauch wurde erklärt: Es ist eine Chimäre, ein Mischwesen, eigentlich in der griechischen Sage zusammengesetzt aus Ziege, Schlange, Löwe. Hier hat der Tierkörper einen Menschenkopf.

Nach der Führung hatten wir noch Gelegenheit, einzelne der oft rätselhaften Bilder Neo Rauchs genauer zu betrachten. Die meisten geben immer noch Rätsel auf.

Gegen 12.45 Uhr verließen wir die Stiftung, um noch ein wenig die angenehmen Temperaturen, den Sonnenschein und den Herrenbreitepark zu genießen und zu picknicken.

Unsere Züge fuhren auch auf dem Rückweg pünktlich, sodass wir wohlbehalten 16.22 Uhr wieder in Jessen ankommen konnten.

Die mittelalterliche Innenstadt Ascherslebens muss leider bis zu einem nächsten Besuch warten. Auf der nächsten KULToUR soll aber erst einmal Leipzig besucht werden.